Zwischen Heilpflanzen und Kräutern
Die letzte Woche des ersten Teils des Jobmarathons im Kyffhäuserkreis verbrachte ich bei der Pharmasaat GmbH in Artern. Dort wird ein landwirtschaftlicher Spezialbetrieb geführt, welcher bereits seit dem Jahr 1997 existiert. Der Betrieb produziert und verkauft Saatgut für verschiedene Arznei- und Gewürzpflanzen. In dieser Woche durfte ich also der Fähigkeit meines grünen Daumens nachgehen und den Beruf der Pflanzentechnologin kennenlernen.
Pflanzenkunde ist angesagt
An meinem ersten Tag bei Pharmasaat stieg mir sofort ein würziger Geruch in die Nase. Es roch so gut nach aromatischen Kräutern, dass ich es kaum noch erwarten konnte, endlich mehr über die Arbeit einer Pflanzentechnologin zu erfahren.
Mit dem Traktor ging es gleich nach meiner Ankunft hinaus aufs Feld, um die Jungpflanzen der Kamille in die Erde zu stecken. Wer glaubt, dass das alles automatisiert erfolgt, der liegt falsch. Handarbeit gehört hier nach wie vor dazu. Ich saß auf einer Pflanzmaschine, um die Jungpflanzen an den dafür vorgesehenen Haken anzustecken. Das sah zunächst einfacher aus als es letztendlich war. Mir fehlte anfangs etwas Geschicklichkeit und natürlich die Routine -doch Übung macht ja bekanntlich den Meister. 😊
Anschließend durfte ich in einem Mähdrescher mitfahren und bei der Ernte der Nachtkerzenpflanze dabei sein. Danach ging es dem Unkraut an den Kragen. Mühselig habe ich das unliebsame Kraut aus dem Feld gehackt und war froh, dass ich nicht das gesamte Feld allein bearbeiten musste. Eine wirklich schweißtreibende Arbeit. Nichtsdestotrotz hatten wir eine Menge Spaß.
Heiße Angelegenheit
Auch am nächsten Morgen war mein Kampf mit dem Unkraut noch nicht vorbei. Ausgestattet mit einem Abflammgerät lernte ich draußen auf einem Minzfeld, wie das Unkraut auf ökologische Weise vernichtet wird. Dabei geriet ich ziemlich ins Schwitzen, doch der Geruch von frischer Pfefferminze ließ mich all die Anstrengungen vergessen. 😅
Zum Ende des Tages durfte ich noch Baldrianwurzeln waschen, damit dieser anschließend auf seine Inhaltsstoffe untersucht werden kann. Mir war bis dahin allerdings völlig unklar, dass die Baldrianpflanze so große Wurzeln besitzt. 😳
Hinter den Kulissen der Saatgutaufbereitung
Die Saat wird auf natürliche Weise geerntet. Aber was genau geschieht danach? Darüber hatte ich mir bisher keine Gedanken gemacht, sodass ich mit großem Staunen die einzelnen Schritte des Ernteprozesses verfolgte.
Im ersten Schritt wird die Saat auf einer Vorreinigungsmaschine grob von Stroh gefiltert, damit die Reinigungsmaschine im Nachgang nicht verstopft. Anschließend wird die Saat durch eine Siebmaschine mit Luft und Vibration vom restlichen Stroh sowie von den Blättern, Hülsen und dem Staub getrennt. Danach läuft die Saat erneut durch verschiedene Geräte, wobei sie gefiltert und gereinigt wird. Es war beindruckend, einen Blick hinter die Kulissen der Saatgutaufbereitung zu werfen und dabei die verschiedenen Abläufe kennenzulernen.
Als nächstes durfte ich die fertige Saat in den Händen halten und diese für den Kunden abwiegen und versandfertig verpacken.
Anschließend stand das Ansetzen von Keimproben auf dem Plan: Dafür ist Geduld und Fingerspitzengefühl gefragt. Es müssen 100 Samen genau – und damit meine ich wirklich ganz genau – abgezählt werden, um diese im Nachhinein auf ein in Wasser getränktes Tuch zu streuen. Nach 1-2 Wochen werden die Samen dann ausgezählt und die prozentuale Keimfähigkeit ermittelt. Dieser Vorgang ist besonders wichtig für den Verkauf, da viele Kunden nach diesen Werten fragen.
Bei diesem Job gibt es genügend Vielseitigkeit
Wer sich im Sonnenstudio wohlfühlt, Fitness und Sauna mag, der ist in dem Beruf als Pflanzentechnologe/in genau richtig, so lautete jedenfalls die Aussage der Mitarbeiter:innen von Pharmasaat. Der Job hat besonders im Sommer seinen Reiz, da es zu dieser Jahreszeit meistens sehr sonnig auf dem Feld ist und sich die Bräune schneller auf der Haut abzeichnet. In den Gewächshäusern ist es dann auch im Winter schön warm und der Duft von frischen Kräutern erledigt sein Übriges, sodass es sich tatsächlich ein kleines bisschen wie ein Saunabesuch anfühlt – ohne dafür bezahlen zu müssen. Also ich finde das hört sich super an! 😅
Doch die körperliche Arbeit ist nicht für jeden geeignet. Wer diesen Job ausüben möchte, sollte auf jeden Fall Interesse an der Arbeit im Freien und für Landmaschinen mitbringen. Außerdem sollten Durchhaltevermögen und Teamfähigkeit zu den eigenen Stärken zählen.
Mein Fazit zur Woche bei Pharmasaat
Die Woche als Pflanzentechnologin hat mir viel Spaß gemacht. Dieser Job ist sehr vielseitig und ich habe tatsächlich meinen grünen Daumen wiederentdeckt. Ich konnte viele neue Erkenntnisse über Pflanzen und Kräuter sammeln.
Wer Freude an körperlicher Arbeit im Freien ha und wem die Arbeit mit Staub und Schmutz nichts ausmacht, für den ist der Job sicher genau richtig – auf dem Feld gibt es immer etwas zu tun und zu entdecken.
Wie würde euch der Job als Pflanzentechnologe:in gefallen? Schreibt gern einen Kommentar dazu. Nächste Woche geht es für mich weiter in den Unstrut-Hainich-Kreis. Es warten wieder viele spannende Jobs auf mich. Bis dahin, eure Franzi.
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