Arbeiten mit Naturstein und Co.
Dieses Mal war ich bei der Firma Rosskopf und Partner AG zu Gast. Das Unternehmen steht für hochwertige Innen- und Außenraumgestaltung mit verschiedensten Oberflächenmaterialien. Aus Natur- und Quarzstein, Mineralwerkstoff sowie Glas- oder Porzellankeramik werden hier Küchenarbeitsplatten, Waschtische, Tresen, Wandverkleidungen und vieles mehr hergestellt. Rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten bei der Rosskopf und Partner AG. Dass das Unternehmen etwas ganz Besonderes ist, bemerkte ich schon, bevor ich überhaupt einen Fuß auf das Firmengelände gesetzt hatte …
Kleiner Abstecher ins Kloster
Die Rosskopf und Partner AG wurde 1984 von Herrn Rosskopf gegründet. Er lebt heute als „Bruder Helmut“ im Kloster in Volkenroda. Vor meinem eigentlichen Antritt beim Unternehmen habe ich also einen kleinen Abstecher gemacht, um den Firmengründer persönlich kennenzulernen. Er hat mir bei der Gelegenheit einen kleinen Einblick ins Kloster gegeben: Es wurde 1131 gegründet und wird auch „Kloster der Begegnung“ genannt. Im Bauernkrieg ist ein großer Teil der Anlage zerstört und nun wieder richtig schick aufgebaut worden. Dadurch ist hier alles viel moderner, als ich erwartet hätte!
Um die Ecke denken
An meinem eigentlichen Bestimmungsort, dem Unternehmen, ging es für mich zuerst in die Abteilung „Auftragsbearbeitung“. Hier gab es auch gleich ein „Wiedersehen“ mit meinem ehemaligen Job als Konstrukteurin. Daher hatte ich schnell einen Überblick darüber, welche Aufgaben gefragt sind. 😊
In dieser Abteilung werden Angebote erstellt, Aufträge gezeichnet und es wird kalkuliert. Nachdem die Zeichnungen erstellt sind und die notwendigen Materialien ausgewählt wurden, geht alles noch einmal zum Kunden. Dieser muss die Entwürfe immer erst prüfen und freigeben, bevor ein Projekt in die Produktion geht.
Als Konstrukteur oder Konstrukteurin müsst ihr um die Ecke denken können. Ihr solltet also ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen und technisches Interesse besitzen. Außerdem ist gewissenhaftes und konzentriertes Arbeiten in diesem Beruf wichtig! Passt das Maß am Ende nämlich nicht haargenau, muss das ganze Werkstück meist neu gefertigt werden. 😬
Wasser schneidet Stein?!
Das geht tatsächlich – mit einer Wasserstrahlmaschine. Sie ist sehr genau und schneidet mit einem Druck von bis zu 4.000 Bar. 😱 Dadurch können selbst Stein- oder Keramikplatten bearbeitet werden. Der Wasserstrahl hilft bei besonderen Formen oder Konturen, die nicht mit einer Säge geschnitten werden können.
Als „Naturwerksteinmechanikerin“ habe ich mir aber auch die Arbeit mit der Sägemaschine genau angeschaut: Hier wird nicht einfach wild drauflos gesägt. Stattdessen wird vorher am PC eine sogenannte „Rohplattenoptimierung“ gemacht. Dabei werden in das Foto eines Rohlings alle Werkstücke, die daraus geschnitten werden sollen, virtuell schon einmal hineingelegt. Schließlich wollt ihr ja am Ende so viele Platten und so wenig Verschnitt wie möglich haben. ☺️
Zuletzt ging es an dieser Station noch zur Kantenmaschine. Hier werden die spitzen Ecken und Kanten der Platten abgeschrägt. In der Fachsprache heißt das übrigens „Fasen schleifen“.
Nachbearbeitung von Hand
Nachdem die verschiedenen Platten geschnitten sind, durchlaufen sie noch die sogenannte „Handarbeit“. Hier habe ich eine Platte nass geschliffen und die Fasen nachbearbeitet und poliert. Danach konnte ich die Unterkonstruktion eines Waschbeckens einkleben. Ich fand es schön, so was endlich auch mal selbst umzusetzen. 😊
Für die bearbeitete Platte ging es zum Schluss noch in die „Endkontrolle“. Wie der Name schon sagt, werden die Platten hier noch einmal mit der Zeichnung abgeglichen. Also habe ich Plattenstärke, Farbe, Material und Maße noch einmal ganz genau überprüft. Es hat alles übereingestimmt und die Platte durfte so an den Kunden gegeben werden, puh! Hätte etwas nicht gepasst, hätte ich die Platte wohl noch einmal nachbearbeiten müssen … So konnte ich das fertige Produkt stattdessen verpacken und zum Versand bereitmachen. 😊
Verblüffende Verformungen
Ein beliebtes Material bei der Rosskopf und Partner AG ist der sogenannte Mineralwerkstoff. Warum? Weil er einfach und beliebig verformt werden kann. Das funktioniert so: Zuerst wird der Werkstoff für etwa 25 Minuten in einen 160°C heißen Ofen geschoben. Nach dieser Zeit wird die Platte wieder herausgenommen und auf ein Stück Holz gelegt, um die richtige Form zu bekommen. Dann wird sie noch mit einer Folie bedeckt und die Luft rausgezogen. Am Ende haben wir die Folie wieder heruntergenommen und – tadaa! – die Platte war verformt! 😱 Klasse!
Ich habe bei diesem Mineralwerkstoff auch mal eine Kante kleben dürfen. Das war ganz ähnlich, wie die Bearbeitung des Natursteins. Verblüffend, ich hätte nie gedacht, als Naturwerksteinmechanikerin mit so einem besonderen Material zu arbeiten! Die Ausbildung zum Beruf ist dual und dauert drei Jahre. Die Berufsschule liegt in der Nähe von Koblenz.
Mein Fazit zur Rosskopf und Partner AG
Eine Woche voller Eindrücke liegt hinter mir! Toll fand ich vor allem, endlich selbst auch mal mit meinen eigenen Händen Dinge zu bearbeiten, die ich sonst immer nur konstruiert habe. Jetzt weiß ich, wie es ist, das umzusetzen, was auf den Zeichnungen steht. ☺️ Außerdem ist Rosskopf und Partner in vielerlei Hinsicht besonders: Eigentümer ist eine Stiftung, die sicherstellt, dass das Unternehmen verantwortungsvoll agiert. Daneben legen die Menschen, die hier arbeiten, viel Wert auf das Miteinander. Was sagt ihr zu meiner Woche? Hättet ihr gedacht, dass Wasser Stein schneiden kann? Schreibt mir gerne! Bis nächstes Mal, eure Franzi!
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